Ab nach draußen

Waldtage 2020

Die Natur ist eine wunderbare Lehrmeisterin, schult die Sinne, bietet Herausforderungen und macht glücklich. Jugendliche brauchen die Begegnung mit Tieren und Pflanzen, um gesund und ausgeglichen zu bleiben, denn Kinder und Heranwachsende in unserem Zeitalter flüchten sich immer mehr hinter Bildschirme und schaden damit Psyche als auch Körper. Kann man das so formulieren, Aaron König? Der Studienrat und Diplom-Pädagoge lehrt an der Berufsbildenden Schule Rinteln, zu der auch der Standort Landfrauenschule in Bückeburg gehört, drei Tage stehen oben auf dem Bückeberg die Waldtage an, und die Naturnähe, sagt König, "die fehlt noch sehr vielen," die Waldtage hätten daher schon ihre Berechtigung: Wald, Feuer, Stockbrot, aber eben auch Gemeinschaft leben, sozial handeln, und weil sich viele Teenager gern abschotten, haben sie hier obern drei Tage lang Gelegenheit, " zu erlernen und zu erleben, wie man in Teams klarkommt", sagt König. Und der Bückeberg bietet ja einen wunderbaren Raum für und naturnahe Herausforderungen, die wertvoll für das Einüben einer verantwortlichen Haltung gegenüber sich selbst und der Gruppe sind. Gemeinschaftsstiftende Aktionen, bei denen Toleranz und Achtung gegenüber jedem Teilnehmer wesentlich sind, gehören zu täglichen Programm. Das Ziel: das eigene Handeln zu reflektieren und Konsequenzen zu erkennen.

König unterrichtet als Bildungsgangleiter Sozialpädagogische Assistenten im 1. Ausbildungsjahr, sie werden nach ihrer Ausbildung, nach zwei Jahren also, Kleinkinder und ältere Kinder pädagogisch begleiten, sie arbeiten eng mit den Eltern und anderen sozialpädagogischen Fachkräften zusammen, zum Beispiel Erziehern, weil sie nach der Ausbildung als zweite Kraft in einer Kita-Gruppe eingesetzt werden oder als dritte Kraft in der Krippe. Im ersten Ausbildungsjahr, sagt König, gehe es vor allem darum, sich im Beruf zu orientieren und gemeinsam die ersten Grundlagen für den anspruchsvollen Job zu erarbeiten; kurzum: herauszufinden, wer sich überhaupt zu dieser Ausbildung eigne. Denn Einzelgespräche seien anhand einer Größe von 150 Schüler pro Ausbildungsgang gar nicht machbar, daher müsse man ein Jahr lang schauen: Ist das für jeden Schüler der richtige Beruf? Wenn nicht, begleitet man die Teenager bei der folgenden "Findungsphase", sagt König, soll heißen: Wir schauen gemeinsam, was passt dann?

Aber die Schülerinnen und Schüler der drei Klassen im aktuellen 1. Ausbildungsjahr machen schon jetzt deutlich, dass hier eine Generation von Fachkräften heranwächst, die sich bereitwillig auf neue Erfahrungen, besonders in der Natur, einlassen kann, ist Studienrat König sich durchaus sicher. Im zweiten Ausbildungsjahr wird der Schwerpunkt noch stärker auf die Praxis gelegt, die Schüler sollen sich spielerisch vorbereiten, sie sollen nicht nur eine verkopfte Theorie mit in den Beruf nehmen, sondern aus der Praxis kommen, erklärt König, das zweite Jahr orientiere sich daher durchgängig an der kommenden Praxis. Natürlich, so König, seien die Waldtage auf den ersten Blick Luxus, weil der laut Rahmenrichtlinien zu erteilende Unterricht aus dem Klassenzimmer auf den (sonnendurchfluteten) Bückeber ausgelagert werde, aber das Naturerlebnis sei wichtig: Weil es sehr viele Kindertagesstätte gebe, die immer intensiver mit der Natur arbeiten wollen, sagt König, und ihre Zahl nimmt deutlich zu. Denn es stimmt ja auch: Wer in frühen Kinderjahren positive Naturerfahrungen machen durfte, der wird in der Zukunft (hoffentlich) respektvoller mit ihr umgehen und ein tieferes Bewusstsein für den eigenen ökologischen Fußabdruck entwickelt haben.

aus: Schaumburger Zeitung vom 19.09.2020

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