"Bildung endet nicht an Ländergrenzen"

europass 17 09 2015

Rinteln. 20 Auszubildende der Berufsbildenden Schulen (BBS) haben sich eine Auszeit vom gewöhnlichen Arbeitsalltag genommen: Im Rahmen des "Erasmus+"-Programms wurden ihnen im vergangenen Jahr Auslandspraktika in unterschiedlichen Ländern der EU ermöglicht.

Dieses Projekt der Europäischen Union bietet finanzielle Förderungen für Verpflegung und Unterkunft der Auszubildenden. Am Ende des Praktikums erhält jeder Teilnehmer einen "Europass".

Dieser Pass bescheinigt das Auslandspraktikum und gibt potenziellen Arbeitgebern Informationen über erworbene Fähigkeiten und Kompetenzen. "Bildung endet nicht an Ländergrenzen. Die Europäische Union hat offene Grenzen – und auch die Auszubildenden sind offen für neue Erfahrungen", sagt Schulleiter Herbert Habenicht, der die "Europässe" jüngst an die Auszubildenden übergab.

Erfahrungen im Ausland sind spannend, nicht nur für die Auszubildenden, sondern auch für potenzielle Arbeitgeber. Habenicht erklärt: "Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern sich erheblich, wenn schon einmal im Ausland Berufserfahrungen gesammelt wurden. Es zeigt zudem viel Engagement und Interesse für den späteren Beruf."

Betreuungslehrer Christian Schubert organisiert seit vielen Jahren Auslandspraktika, vor allem im Bereich der Fluggerätetechnik. Auch dieses Mal waren wieder einige von ihnen dabei und durften in Frankreich und Spanien etwa an Flugzeug- und Raketentriebwerken arbeiten.

Jasper Ernst, Valentin Falke und Martin Dodd berichteten vom Arbeiten im Freien und dem gar nicht so warmen spanischen Februar.

Doch auch viele andere Fachbereiche waren diesmal vertreten: Alisa Blumenscheit und Timo Huxold waren als auszubildende Erzieher in Dänemark. In der Nähe von Kopenhagen arbeiteten sie hier auf einem Abenteuerspielplatz für Kinder und Jugendliche. "Ein solches Konzept findet man in Deutschland nicht einmal mehr", erzählt Studienrat Dr. Uwe Förster, der die beiden bei ihrem Praktikum betreute.

Blumenscheit und Huxold berichten begeistert von viel liberaleren Erziehungsformen als in Deutschland: "Wir haben mit den Kindern Holz gesammelt und gemeinsam Feuer gemacht. Dabei brauchten sie überhaupt keine Hilfe und auch keine Betreuung. Sie haben das einfach schon ganz alleine machen können." Auch der Matheunterricht sei viel praxisbezogener gewesen, als sie es gewohnt waren und die Sprachkenntnisse der Kinder beeindruckend.

Und natürlich werden auch die sprachlichen Kompetenzen der Auszubildenden bei einem Auslandspraktikum besonders geschult. Die zwei angehenden Industriekaufleute Tabea Kassner und Damian Musial waren für ihre Praktika in Kendal, Rintelns englischer Partnerstadt. Auf die Frage, ob es Verständigungsschwierigkeiten gegeben habe, antwortet Kassner prompt: "Naja, die haben halt ziemlich fließend Englisch gesprochen. Da musste man erst mal mitkommen."

"In den Altenheimen in Dänemark haben die Pfleger viel mehr Zeit für die Menschen. Es ist insgesamt einfach viel menschlicher dort." Mit dieser Erkenntnis kamen Lena Blome und Janine Munday aus Dänemark zurück. Sie machen derzeit eine Ausbildung zu Altenpflegerinnen und haben im Ausland viele Positivbeispiele mitgenommen, die in Deutschen Altenheimen erst noch umgesetzt werden müssten. "Auch darum geht es bei dem Projekt: Zu sehen, dass es auch anders geht. Dass es vielleicht bessere Lösungen gibt, als wir sie hier in Deutschland haben", sagt Schulleiter Habenicht.

Ein erweitertes Blickfeld und ganz neue Eindrücke – zumindest das hatte jeder einzelne Teilnehmer des Erasmus-Programms auf der Rückreise im Gepäck. Alle waren sich einig, dass sich das Projekt "Ausland" absolut gelohnt hat.

Der "Europass" bescheinigt ihnen nun, dass sie als Botschafter ihres Landes in Europa unterwegs waren und für ihre Berufserfahrung über Ländergrenzen gehen.

Auszubildende und Lehrer der Berufsbildenden Schulen in Rinteln setzen auf Auslandserfahrung: Mit dem blauen "Europass" werden den jungen Leuten ihre Erfahrungen bescheinigt. mona


Von Mona Ohms

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