Herzergreifende Begegnung

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Über ein Jahr haben Alina und Beth ihrer ersten Begegnung entgegengefiebert. Nach einer gewissen Zeit des E-Mail-Hin-und-Her-Schreibens fielen sich die Frauen vergangene Woche auf dem Bahnsteig in Köln endlich weinend um den Hals. Nicht ohne Grund war dieser Moment für beide herzergreifend: Die Bückeburgerin Alina Theine hatte Beth Wilson aus Atlanta (USA) mit ihrer Knochenmarkspende das Leben gerettet. Die genetischen Zwillinge standen sich nun zum ersten Mal gegenüber. Beide verbrachten einige Tage zusammen, mit Alinas Familie, ihrem Freund und Beths Ehemann Robert. Er hatte das Treffen überhaupt erst möglich gemacht, indem er seiner Frau zum Geburtstag die Flugtickets nach Deutschland schenkte.

Beth und Robert begleiteten Alina auch in die Schule. Die gelernte Zahnmedizinische Angesteltte besucht derzeit die Berufsfachschule Sozialassistenz der Berufsbildenden Schulen (BBS) RInteln in Bückeburg. Die drei schilderten vergangene Woche in diversen Englischkursen der BBS ihre Erlebnissse, Erfahrungen und ihre Kenntnisse rund um die Blutkrebs-Erkrankung und die unglaubliche Heilung von Beth Wilson. Ihre gemeinsame Geschichte begann am 19. Juli 2015. Damals fasste sich Theine ein Herz und ließ sich - gemeinsam mit 2203 anderen Schaumburgern - in der Sporthalle Todenmann typisieren und somit bei der Deutschen Knochenmarkspender (DKMS) Datei registrieren. Bereits einige Monate später, im Oktober, bekam die heute 24-jährige Post: Sie komme evtl. als Spenderin in Frage. Freude und Ungewissheit zugleich - bei Theine siegte die Freude, einem anderen Menschen die Chance auf ein zweites Leben zu geben. Noch im Dezember erfolgten Voruntersuchungen. Schließlich erfolgte ihre Knochenmarkspende im Januar 2016 in Köln. "Ich wusste von Anfang an, dass mir das Knochenmark aus dem Becken entnommen wird", erinnert sich Alina. "Angst hatte ich aber damals nur vor der Narkose." Diese nahmen ihr die Ärzte und Krankenschwestern, das Umsorgen und die Betreuung seien bestens gewesen. Von der DKMS erfuhr sie anschließend nur, dass ihre Stammzellen für eine 33-jährige Amerikanerin gedacht waren. Für Theine ein überwältigendes Gefühl, "zu wissen, dass ich einen genetischen Zwilling am anderen Ende der Welt habe". Erst nach Ablauf einer Frist von 2 Jahren können Spender und Empfänger in Kontakt treten, wenn sie es wünschen. Wilson und Theine wollten es beide. "Thank you for saving my Life" lautete der Betreff der ersten Mail von Wilson. Sie bedankte sich, dass die Bückeburgerin so selbstlos gewesen sein und Risiken der OP auf sich genommen habe, um ihr zu helfen und das Leben zu retten. Die Amerikanerin hatte zwar bereits zweimal den Krebs besiegt, doch danach wurde bei ihr Leukämie festgestellt, die sie dank der Stammzellenspende allerdings ebenfalls überwinden konnte. Schon 2 Wochen nach der intravenösen Übertragung zeichneten sich Erfolge ab. Wilsons Blutgruppe wechselte von A+ zu 0+- der von Theine. Sogar die DNA von Haut, Haaren, Speichel und Fingernägeln ist jetzt identisch. 

Über ein Jahr stehen beide nun im Email Kontakt. Eine große Überraschung war ein Video zum Geburtstag von Wilson. Theine gratulierte ihr und durfte die freudige Nachricht überbringen, dass Robert Flugtickets für ihr Zusammentreffen im März habe. Ihre Geschichte haben beide bereits häufig erzählt. sie appelieren jedesmal an alle im Alter von 18  bis 55 Jahren, sich bei der DKMS registrien zu lassen. Nur so erhöht sich die Chance, dass für Erkrankte, ein lebensrettender Spender gefunden werden kann. In Deutschland werden die meisten Kosten für eine Typisierung durch Geldspenden finanziert.

aus: Schaumburger Zeitung vom 29.03.2019

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