Schichtbetrieb und Einbahnstraßen

"Es ist eine sehr sportliche Aufgabe", sagt Lita Gooßen, Leiterin der Berufsbildenden Schulen (BBS) Rinteln über den schrittweisen Start des Schulunterrichts. Sie und ihr Team fühlen sich gut vorbereitet auf die Rückkehr der Schüler, haben aber auch noch einige logistische Herausforderungen zu bewältigen. Wo es bisher nur die Empfehlung an die Schüler gab, sich am digitalen HomeofficeUnterricht zu beteiligen, ist die Teilnahme seit Beginn dieser Woche zur Pflicht geworden. Ab dem 27. April gibt es Präzensunterricht für die Abiturienten und die Fachstufe 2, das ist die Oberstufe der Berufsschulklassen. Deren Abschlussprüfungen finden ebenfalls alle statt. Nach und nach folgen dann weitere Fachbereiche, bis schließlich alle Schüler ab dem 1. Juni wieder die Schule besuchen.

"Wir mussten zwei große Bereiche vorbereiten", erklärt Gooßen. "Auf der einen Seite den digitalen Unterricht für 1300 Schüler - dafür sind die Kollegen zum Glück schon vor den Schulschließungen geschult worden - und auf der anderen Seite den Einstieg in den direkten Schulunterricht mit den entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen." Die erste Woche des verpflichtenden Digital-Unterrichts diene hauptsächlich der gegenseitigen Kontaktaufnahme und Überprüfung, ob auch wirklich alle Schüler über geeignete Endgeräte und Zugang zu ihrem Account im Mircosoft-Office-Team verfügen. Bisher gebe es da von allen Seiten sehr positive Rückmeldungen.

Was die Hygienevorschriften zur Vermeidung von Coronavirus- Infektionen betreffe, so fühlten sich die BBS auch das der Situation gewachsen. Die Schule biete zm Glück die Möglichkeit, ein Einbahnstraßensystem jeweils für das Bereten und das Verlassen des Gebäudes einzurichten. Man werde Geräte zur Handdesinfektion aufstellen, genügend Seife und Papierhandtücher gestellt bekommen und darauf hinweisen, dass die Toiletten nur einzeln betreten werden dürfen.

Durch den stufenweisen Wiedereinstieg in den Unterricht habe man genügend Zeit, Erfahrung darin zu sammeln, wie man den Mindestabstand zwischen den Schülern umsetzen kann. Zunächst werde man die wenigen zu unterrichtenden Klassen in die größten räume umsiedeln. Teilweise werde man in zwei Räumen gleichzeitig unterrichtet, mal mit Lehrer, mal mit schriftlichen Aufgaben. Die Pausen sollen flexibel gegeben werden, sodas nicht alle Schüler zur selben Zeit auf dem Schulhof sind.

Zukünftig werde man wohl auf eine Art "Schichtbetrieb" setzen, also die Klassen in zwei Gruppen teilen, die abwechselnd eine Woche Präsenz- und eine Woche Homeoffice-Unterricht erhalten. "Wir haben es ja zum größten Teil mit volljährigen oder zumindest 16 Jahre alten Schülern zu tun", so Gooßen. "Also setzen wir sehr stark auf Aufklärung und Verantwortungsgefühl." Man könne nicht alles und jeden ständig kontrollieren, wohl aber verdeutlichen, wie wichtig die Einhaltung der Regeln sei, auch im Hinblick auf Begegnungen mit Menschen außerhalb der Schule oder gefährdeten Personen in der eigenen Familie. "Kameraüberwachung haben wir ja nun nicht", sagt sie. "Wir können das nur über Appelle erreichen."

aus: Schaumburger Zeitung vom 25.04.2020

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