Berufsschüler entwickeln Marketingkonzept

showdoc.aspx 10 1

Der Fruchtsafthersteller riha-Wesergold stemmt sich gegen den Trend zu immer weniger Fruchtsaftkonsum. Vor allem das traditionelle ausgiebige Frühstück mit Saft bricht in immer hektischeren Zeiten als Nachfrageträger zunehmend weg. Und die Altersgruppe unter 30 Jahren findet Mineralwasser, Coca Cola und Mischgetränke cooler als Vitamine aus der Flasche oder dem Tetrapak. Wie kommt man also an junge Leute ran? Die Berufsbildenden Schulen (BBS) in Rinteln bieten Hilfe: aus der Zielgruppe für die Zielgruppe, Marketingkonzepte, die riha-Geschäftsführer Werner Gerdes gerne aufgreifen will: "Wir laden die Schüler demnächst zu uns ein, alles noch mal zu präsentieren. Einige sind ohnehin Auszubildende bei uns."

Im BBS-Standort Kreishandelslehranstalt stellten angehende Industriekaufleute der Oberstufe, 3. Ausbildungsjahr, vor, wie sie selbstständig Aufgaben für Unternehmensstrategien und -projekte umsetzen. Die zwei Klassen hatten sich in vier Teams aufgeteilt, jeweils zwei für denselben Auftrag. Das Projekt wurde initiiert und begleitet von den Fachkräften Bettina Kallmeyer und Sabine Struckmeier. Zur Präsentation waren die Schulleitung, Martin Wrede von der Industrie- und Handelskammer sowie Vertreter der beiden auftraggebenden Firmen gekommen.

Eine professionelle Präsentation gehört zu den Lernerfolgen dieses Projektes. Und die Gruppen wussten zu überzeugen. Beide Firmen werden zu den Schülern Kontakt halten, und vielleicht springt ja auch der eine oder andere Job heraus.

2000 Mitarbeiter bei riha-Wesergold , etwa 600 Millionen Euro Umsatz auf einem Weltmarkt von 38,9 Milliarden Litern im Jahr, das hörte sich bei einer der Gruppen beeindruckend an. Aber der europäische Markt mit zuletzt 10 Milliarden Litern schrumpft, und in dem ist riha-Wesergold tätig. Eine Umfrage ergab, nur bei Älteren ist Fruchtsaft noch unter den vier am häufigsten konsumierten Erfrischungsgetränken.

Die Schüler verwiesen darauf, dass junge Leute drei Stunden täglich im Internet surfen, dabei am ehesten Mineralwasser oder Coca Cola trinken. Außerdem sei die Meinung verbreitet, dass Saft dick mache. Vitamine könne man auch in anderer Form zu sich nehmen. "Ärzte empfehlen gerne fünf Mal am Tag Obst zu essen", weiß Gerdes. "Aber wer ernährt sich so? Wir werben auf unseren Lkw-Planen deshalb mit dem Slogan, das Saft doch flüssiges Obst ist." Den Schülern war das nicht genug. Ihre Rezepte unter anderem: Mehr bei Facebook werben, wo aus der Zielgruppe unter 30 Jahre über 90 Prozent angemeldet seien. Dazu ein neues Logo, einfarbige Verpackungen mit Worten wie "Love" als Produktname. Die Facebook-Seite müsse zu Kommunikation einladen, dürfe nicht belehrend sein. Eine App hilft bei der Kommunikation. Auch ein Onlineportal "Einfach clever essen" wurde angeregt. Damit könne sich die Firma zum Beispiel an Bildungsprojekten beteiligen.

Für Gerdes interessante Anregungen: "Wir arbeiten selbst an neuen Werbekonzepten und intensivieren die Zusammenarbeit mit den Berufsschulen in Rinteln und Hameln. Das soll uns auch die Fachkräfte von morgen bringen, die man sonst ja nicht so einfach in diese Region bekommt, weil die Großstädte bei jungen Leuten populärer sind."

Um mehr Attraktivität bei Ausbildungsbewerbern ging es auch der Firma Lavera aus Wennigsen (360 Mitarbeiter), die eine breite Palette von Kosmetikartikeln auf biologischer Basis anbietet. Als Kunden und Bewerber will das Unternehmen vor allem mehr Männer gewinnen. Und Aufgabe war es deshalb, für die Ideen-Expo in Hannover einen Messestand zu entwickeln, der den Absatz ankurbelt und Lavera als Arbeitgeber bekannter und attraktiver macht. Rund 40000 Euro wurden dafür als Budget in Aussicht gestellt.

"Weg von der Leitfarbe rosa, das geht für Männer gar nicht, hin zu einem geschlechtsneutralen Grün", empfahl die erste Schülergruppe. Die Ausbildungsgänge mit Flyern und Einlegern vorstellen, auf einen individuellen leichten, aber informativen Ausbildungstest zum längeren Beschäftigen mit dem Thema einladen, das waren weitere Ideen. Damit der Stand überhaupt angesteuert wird, muss er auffallen. Ein firmeneigener Heißluftballon mit 2,50 Metern Durchmesser soll deshalb in drei Meter Höhe über dem Stand schweben. eine Weltkarte soll auf die Herkunftsländer der Bio-Rohstoffe hinweisen, samt Fühl- und Riechproben. Als Workshop könnte das Herstellen von Lippenstift am Stand angeboten werden. Giveaways (Mitnahmegeschenke) wie USB-Speichersticks oder Reinigungstücher für Handydisplays würden in Stofftaschen mit Firmenaufdruck angeboten.

Die Schüler freuten sich, dass sie trotz allein 22000 Euro Anteil für die Standmiete mit dem Budget fast genau hinkamen. Stefanie Michel von der Personalentwicklung der Firma Lavera zeigte sich sehr angetan, wusste aber noch nicht, ob der Messestand in diesem Jahr oder erst 2017 realisiert wird. Mit den Rintelner Berufsschülern will sie in Kontakt bleiben. Lavera hatte zum ersten Mal so eine Projektpartnerschaft mit einer Berufsschule und kam auf Rinteln, weil es von hier eine Einladung dazu gab.

Unterstützt wurde die Präsentation von riha-Wesergold, Blumen Bruns und dem Förderverein der BBS Rinteln.

zurück