"Corona war der Katalysator"

digitales Lernen

Die Schule ist geschlossen, Lehrer und Schüler müssen von zu Hause aus lehren und lernen: Dieses Szenario ist durch Corona nicht mehr fremd. Das Berufliche Gymnasium und die Berufsfachschule Wirtschaft der Berufsschule in Rinteln haben nun einen Tag lang geprobt, wie der digitale Unterricht im Homeschooling funktioniert (siehe Bericht unten).

Eine anschließende Umfrage unter den rund 300 Schülern macht auch klar, dass es beim digitalen Unterricht noch Baustellen gibt. Rund zehn Prozent von ihnen gaben an, daheim keinen eigenen Arbeitsplatz zu haben. Andere sagten, dass die Internetver-bindung teilweise zu schlecht für Videokonferenzen gewesen sei, und ein Viertel der Schüler gab an, die Aufgaben statt via Laptop oder Tablet am Smartphone zu erledigen. "Und das ist nur das Berufliche Gymnasium", gibt der stellvertretende Schulleiter Günter Potthast zu bedenken. Schüler, die das Gymnasium besuchen, haben eher ein eigenes Tablet zu Hause. Doch natürlich sollen und müssen Schüler aller Schulformen beim digitalen Unterricht mitgenommen werden. Die Erfahrungswerte aus drei Jahren digitalem Unterricht an der gymnasialen Oberstufe sollen an Rintelns Berufsbildenden Schulen (BBS) nun auch anderen Schulformen zugutekommen. Jetzt fangen die Fachoberschule Sozialpädagogik sowie die Berufsfachschulen Metalltechnik und die Auszubildenden im Bereich der Industriekaufleute mit digitalem Unterricht und eigener Tablet-Ausstattung an.

Potthast hofft, dass die staatlichen Förderprogramme bald in der Schule ankommen. Dann könnten die BBS ihren Schülern genügend Tablets zur Verfügung stellen. Denn natürlich hat nicht jeder Schüler Geld, um ein eigenes Endgerät zu kaufen. Durch das digitale Bildungspaket sei schon viel angestoßen worden - doch bis die Förderung in Form von Endgeräten bei den einzelnen Schulen ankomme, könne es noch dauern, so Potthast.  Und selbst wenn: "Wir wissen nicht, wie viele Endgeräte wir bekommen werden." Es werden - zumindest nicht im ersten Schwung - so viele Endgeräte sein, um alle Schulformen versorgen zu können. "Die Schulen wissen, was sie brauchen", sagt Potthast - doch in Sachen Ausstattung seien sie nun einmal abhängig von der Politik.

Was braucht eine Schule, um gut auf digitalen Unterricht vorbereitet zu sein? Die Frage geht an Lehrkraft Eike Blohm, der gemeinsam mit seinem Kollegen Daniel Harting die Digitalisierung an den BBS vorantreibt. Blohm ist zuständig für die pädagogischen Inhalte, Harting für die technische Entwicklung.

Plattform:  Man brauche eine gemeinsame, leistungsstarke Plattform, über die gemeinsam gearbeitet und die Dokumente abgespeichert werden können.

Endgeräte: Im Idealfall müssten alle Schüler dieselben Endgeräte haben, damit alle auf gleicher Grundhlage digital arbeiten können.

Lehrkräfte: Die Mehrheit der Lehrkräfte müssten zumindest ein Basiswissen in Sachen digitalem Unterricht haben. "Es reicht nicht, wenn es wenige, engagierte Lehrkräfte gibt", sagt Blohm.

Daher haben die BBS Rinteln auch in Sachen Lehrer Fortbildungen neue Wege beschritten. Seit den coronabedingten Schulschließungen im März sind alle rund 100 Lehrkräfte in der Software Microsoft Teams geschult worden, die an den BBS genutzt wird. "Wir haben schnell reagiert und verpflichtende Fortbildungen eingeführt", erklärt der stellvertretende Schulleiter. Lehrer hätten bis nach den Osterferien eine bestimmte Zahl von Fortbildungen nachweisen müssen, mit dem sie auf den digitalen Unterricht vorbereitet worden seien. Das hundertköpfige Kollegium der BBS Rinteln sei umfassend im Umgang mit "Teams" geschult worden, so Potthast. An den BBS gibt es neben den externen Fortbildungen auch interne, 45-minütige Fortbildungen, die die Lehrkräfte selbst für andere Lehrkräfte gestalten, zum Beispiel im Abhalten von Videokonferenzen, oder wie man eine digitale Schülermappe anlegt. Seit Start des neuen Schuljahres habe jede Lehrkraft bislang an vier solcher Workshops teilgenommen, sagt Potthast:"Sie wollen vorbereitet sein."

Blohm und Potthast sind sich sicher, dass digitale Lernen und Arbeiten sowie Homeoffice Teil des Schul- und Berufslebens bleiben würden - und dass die Schüler gut darauf vorbereitet werden müssten. "Distanzlernen muss jetzt Teil der Lehrpläne werden, auch wenn Corona mal kein Thema mehr ist", fordert Potthast. Denn die Umstellung auf digitales Lernen können nicht von jetzt auf gleich; an den BBS war dies ein Prozess, der vor drei Jahren angefangen hat. Über eine Verbesserung kann sich das Kollegium an der Dauestraße immerhin schon freuen: Bis Ende des Jahres soll der Breitbandanschluss für die Schule kommen, die nötigen Glasfaserkabel liegen bereits in der Erde.

aus: Schaumburger Zeitung vom 14.10.2020

 

 

zurück