Das Geld muss fließen

Besuch MP Weil 04 2019

Digitalisierung ist das Stichwort der Berufsbildenden Schulen (BBS) - und die Frage, wie man die notwendige Ausrüstung dafür finanzieren kann. Denn diese kostet Geld, viel Geld. Die 30.000 Euro Förderung vom Land Niedersachsen, die laut Bildungsminister Grant Hendrik Tonne jede niedersächsische Schule im Rahmen des "Digitalpaktes" bekommen soll, die könnten die BBS ebenso gut gebrauchen. Das hat die Schulleitung Niedersachsens Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) mitgegeben, der am gestrigen Mittwoch den Standort in der Dauestraße besuchte. Wie Digitalisierung im Unterricht aussehen kann, wenn sie gut funktioniert, davon konnte sich Weil persönlich überzeugen: Er besuchte den Unterricht einer elften Klasse. Der Jahrgang arbeitet bereits breitflächig mit Tablets. Die Schüler erläuterten, wie sie die Geräte im Unterricht einsetzen, indem sie ihre - zum Teil interaktiven - Aufgaben mit dem Whitboard vorne im Klassenraum verbanden. Gleichzeitig haben die Schüler im Rahmen des Medienkonzepts "Cool" (Cooperatives, offenes Lernen) wie an keiner anderen Schule im Land die Möglichkeit, innerhalb von sechs Unterrichtsstunden pro Woche Aufgaben verschiedener Fächer in eigenem Tempo zu bearbeiten (wir berichteten). die Schüler zeigten zum Beispiel einen Trailer zur anstehenden Europawahl, den sie in dieser Zeit selbst gestaltet hatten, ebenso wie ein Quiz in Politikwissenschaften, mit dem sie ihr Wissen nach den Osterferien auffrischen konnten, sowie ein interaktives Spiel, das ihnen die Funktionsweise der Börse sowie den Umgang mit Aktienkursen näher bringt.

Weil zeigte sich beeindruckt von dem, was ihm die BBS-Schüler zeigten. Doch gleichzeitig wurde auch klar: So viel moderner Unterricht funktioniert nur, wenn die Mittel dafür zur Verfügung stehen und sich begeisterte Lehrkräfte finden lassen. Mit Eike Blohm und Daniel Harting ist dies in Rinteln der Fall. Im Nachgespräch machte der stellvertretende Schulleiter Günter Potthast jedoch gegenüber der Zeitung klar, dass die BBS den Weg der Digitalisierung mit diesem Pilotprojekt gerade erst betreten haben. Die Tablet Klassen sollen nun auch auf den zwölften und dreizehnten Jahrgang ausgeweitet werden. Zudem funktioniert das Schulnetzwerk, das für die Tablets gebraucht wird, bislang nicht an allen vier BBS Standorten - hier wird künftig also kräftig investiert werden müssen. Auch das machete die Schulleitung gegenüber Weil klar. Auf die Schule warten noch mehr Investitionen: Die Werkstätten müssen in den nächsten Jahren auf Industrie 4.0 umgerüstet werden, also auf automatisierte, intelligente und individualisierte Produktionen. Es ist Bestandteil morderner Berufs-ausbildung. Hierfür, so Potthast, müsse man eigens ausgebildete Experten einstellen, Lehrer weiterbilden und die nötige Infrastruktur bereitstellen. Es ist also noch viel zu tun.

aus: Schaumburger Zeitung vom 25.04.2019

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