Die BBS geprägt: Nach 39 Jahren geht Günter Potthast in den Ruhestand

13092995 2 org Die Urkunde gibt es erst heute. Deswegen haelt Lita Goossen sie noch falsch herum. Dafuer hat die S rausgesucht. Ihre Zusammenar

Heute ist ein einschneidender Tag im Leben von Günter Potthast. Mit Erreichen der Altersgrenze verabschiedet er sich nach 39 Jahren im Schuldienst in den Ruhestand.

Potthast ist in der Weserstadt heimisch geworden. Geplant war das nicht. „Als ich hier vor 39 Jahren anfing, wollte ich vier bis fünf Jahre bleiben und dann wieder in die Heimat nach Osnabrück.“ Der Plan schlug fehl, er sei „ein echter Rintelner“ geworden, sagt der Mann, der mit Leib und Seele Pädagoge war und das sicher auch bleiben wird. Die Arbeit war eben nicht nur einfach ein Beruf, sondern mehr Berufung. „Es hat fast immer Spaß gemacht.“ Man glaubt es ihm.

Im Gespräch über die vielen Jahre seiner Arbeit, die damit verbundenen Herausforderungen und darüber, was ihm die Tätigkeit auch gegeben hat, lacht Potthast viel und herzlich. Die Arbeit mit den jungen Menschen werde ihm sicher fehlen, sagt er. Und sie habe ihn auch jung gehalten. Potthast wirkt keinesfalls wie ein angehender Pensionär.

Die Rolle des Lehrers hat sich verändert

Und Schüler der vielen vergangenen Jahrgänge werden ihn sicher auch nicht als einen verknöcherten Wissensvermittler kennengelernt und zu schätzen gelernt haben. Denn er ist einer jener Pädagogen, die den Wandel der Lehrerrolle erkannt und vorgelebt haben. „Man ist nicht nur als Wissensvermittler sondern zunehmend auch als Sozialpädagoge gefragt. Empathisch auf die Schüler zuzugehen, das war mir immer sehr wichtig.“ Dass ihm das gelungen zu sein scheint, beweist die Tatsache, dass ihn viele Schüler sehr positiv in Erinnerung haben und ihm das in persönlichen Gesprächen bei zufälligen Treffen auch mitteilten. Ohnehin sei das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrkräften oder der Leitung der elementare Faktor für ein gutes Schulklima.

Ein gutes Klima herrschte aber auch zwischen Potthast und Lita Gooßen. Sie leitet seit drei Jahren die BBS mit ihren vier Standorten. „Er war immer offen und ehrlich. Nie hat er das unangenehme Gespräch gescheut.“ Das galt auch für das Verhältnis zwischen Potthast und Gooßens Vorgänger Herbert Habenicht. „Mit beiden konnte man auch Unangenehmes offen aussprechen. Bei beiden wusste ich, dass sie nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen.“

Das „Vier-Augen-Prinzip“

Potthasts Rolle ging weit über jene eines stellvertretenden Schulleiters hinaus. So wird die Position in der Öffentlichkeit fälschlicherweise oft gesehen. Es bedeutet aber weit mehr Ständiger Vertreter der Schulleitung zu sein als stellvertretender Schulleiter. „Ich bin nicht der Schulleiter, wenn Frau Gooßen nicht da ist, sondern es herrscht das Vier-Augen-Prinzip“, verdeutlicht Potthast. Die beiden verschiedenen Begrifflichkeiten machen in der Rollenverteilung einen gewaltigen Unterschied. Das Vier-Augen-Prinzip hätten beide vom ersten Tag ihrer Zusammenarbeit an auch gelebt. Darin sind sich beide einig. Potthast beschreibt einen weiteren, zentralen Punkt seiner Rolle: „Man muss auch loyal sein. Das ist mir aber nicht schwergefallen.“ Schließlich hätten beide in die gleiche Richtung gedacht.

Einige Kühe vom Eis gezogen

Nicht nur die Arbeit mit der Schulleiterin empfindet Potthast als unkompliziert und zielführend. Auch mit den Kollegen der beiden weiteren weiterführenden Schulen, dem Gymnasium Ernestinum und der IGS, war die Zusammenarbeit stets vertrauensvoll und produktiv. Mit der IGS verbindet die BBS eine Oberstufenkooperation. „Es war klar, dass Rinteln keine drei Oberstufen verträgt. Man hätte das Kursangebot für die Schüler nicht mehr attraktiv genug gestalten können“, schildert Potthast. Die Kollegen der anderen Schulen waren der gleichen Meinung. „Viele Dinge konnten wir auch unkompliziert regeln“, streicht Potthast die Zusammenarbeit mit den Nachbarschulen heraus.

Gleiches gelte für das Schulamt des Landkreises Schaumburg. Ganz besonders deutlich wurde das 2015 während der Flüchtlingskrise. Schnell und unbürokratisch habe man sich unterstützt, oder wie Potthast es sagt: „Die eine oder andere Kuh mit schnellen Absprachen vom Eis gezogen.“ Es gab viele Tage, an denen das nötig war. „Oft klingelte das Telefon und am anderen Ende hieß es, ‚Du, wir haben hier schon wieder acht neue Schüler, die aber besser zu euch passen würden.‘“ In die andere Richtung lief es auch so.

Außerhalb der Schule geerdet

Die zweite große Herausforderung war die Corona-Pandemie. „Plötzlich ging es ausschließlich um die Gesundheit der Schüler und des Kollegiums“, so Potthast. Die stand und steht über allem, deshalb haben wir uns auch stets „Team Vorsicht“ zugehörig gefühlt. Übrigens ging die BBS das Thema Digitalisierung früher als andere Schulen an. Potthast habe das maßgeblich vorangetrieben, sagt Schulleiterin Lita Gooßen. Und Potthast bewies dabei Weitsicht. „Er hat sich nicht nur mit der eigentlichen Technik auseinandergesetzt sondern vor allem die unterrichtliche Umsetzung im Blick gehabt.“

Als sehr wichtig für seine tägliche Arbeit war das Leben außerhalb des Mikrokosmos Schule. „Ich gehe mit dem Joachim Schorling und Friedrich-Wilhelm Knickmeier gemeinsam laufen. Ihre Sichtweisen haben mich oft geerdet und ich habe über viele Dinge noch einmal nachgedacht.“ Die beiden Freunde bezeichnet der Lehrer für Wirtschaft und Politik lachend und scherzhaft als „den inoffiziellen Aufsichtsrat der BBS“. Was die Zukunft bringen wird, darüber hat sich der Pensionär in spe schon einige Gedanken gemacht und verrät: „Ideen gibt es reichlich. Allein die Gesundheit muss mitspielen.“ Vor allem freut sich Potthast auf mehr Zeit für Spaziergänge und für seine Frau.

Aus: Schaumburger Zeitung vom 31.01.22

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