Die Königsklasse der technischen Entwicklung

Digitalisierung

Was bereits seit Jahren in vielen Diskussionen rund um die Lern- und Arbeitswelt auftaucht, findet spätestens seit der Corona-Krise seinen Weg in das alltägliche Leben: die Digitalisierung. Ein einzelnes Wort, das nach wie vor irgendwo zwischen neugierigem Interesse und der Angest um Arbeitsplätze wandert. Aber wie kann Digitalisierung ganz praktisch aussehen und wie lassen sich damit besonders junge Menschen im Zuge ihrer Ausbildung erreichen?

Mit dieser Frage hat sich unter anderem die BBS Rinteln seit mehreren Jahren beschäftigt und inzwischen durch ein Förderprojekt mehrere Lernträger erhalten, mit denen zunehmend digitalisierte Arbeitsabläufe in der schulischen Praxis veranschaulicht und geübt werden können. "Unter dem Stichwort Industrie 4.0 kann man die Königsklasse der technischen Entwicklung verstehen", betitelt es Björn König, Abteilungsleiter im Bereich Metalltechnik an der BBS Rinteln. Man müsse neue Prozesse auch neu denken und dazu gehöre eben nicht nur die Installation von neuen Computern, sondern vielmehr das erkennen völlig neuer Aufgabenbereiche und Ansprüche an die Ausbildungsberufe. An der BBS Rinteln werden zurzeit etwa 1700 Schüler in Vollzeit oder im Rahmen einer Berufsausbildung von rund 100 Lehrkräften unterrichtet. Die vier Standorte der Schule bieten verschiedene Fachrichtungen, wie etwa die Ausbildung für Pflege- und Sozialberufe, aber auch technische, kaufmännische, und handwerkliche Optionen.

"Durch Industrie 4.0 haben wir die Chance, gewerbliche und kaufmännischen Berufe miteinander zu verknüpfen", so Schulleiterin Lita  Gooßen. Durch zwölf sogenannte Smart Factories, die seit 2019 in den Räumlichkeiten der Schule installiert sind, habe man nun einen gemeinsamen Lernträger, der einen sehr praktischen Unterricht ermögliche. "Betriebswirtschaftlich betrachtet steht die Optimierung von Geschäftsprozessen im Vordergrund", so Gooßen weiter. An den drei verknüpften Smart Factories finden maximal drei Schüler gleichzeitig Platz. Ziel ist es, mittels Programmierung dafür zu sorgen, dass ein kleines gefertigtes Teil samt allen notwendigen Informationen in ein Modellflugzeug verladen und schließlich korrekt weiter transportiert wird. Diese abwechlungsreiche Auseinandersetzung mit der Digitalisierung käme auch bei den Schülern sehr gut an.

"Es ist natürlich sehr motivierend für unsere Schüler, da die Ergebnisse absolut anschaulich sind", resümiert Gooßen die bisherigen Erfahrungen mit den Smart Factories und fügt an, "wir verstehen die Industrie 4.0 als einen Teil der Digitalisierung und die Smart Factories sind dabei als Lernträger gut geeignet, um am Modell Inhalte aus der Arbeitswelt im Kleinen zu veranschaulichen und zu üben".

Um mittelfristig am Markt bestehen zu können, sei diese Entwicklung aus der Sicht von Björn König unbedingt notwendig. "Erst wenn in allen Arbeitsbereichen auch ein Wissen über die Nachbarberufe vorhanden ist, wird ein Schuh daraus."

 

aus: Schaumburger Zeitung vom 21.12.2020

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