Ein begehbares Herz zum Jubiläum

begehbares Herz 70 Jahre Abitur

Seit 70 Jahren gibt es in Rinteln die Möglichkeit an den Berufsbildenden Schulen (BBS) das Abi zu machen. Damit ist die Weserstadt absolute Spitze. In ganz Niedersachsen kann nur eine einzige Berufsschule auf eine noch längere Abitur-Geschichte zurückblicken. Und wie es sich für einen runden Geburtstag gehört, gab es gewissermaßen auch ein Geschenk: Schulleiterin Lita Gooßen kündigte an, dass mit dem kommenden Schuljahr der Schwerpunkt "Sozialpädagogik" als dritter Zweig am Beruflichen Gymnasium eingeführt werde (siehe Kasten).

In ihrem Grußwort ging Gooßen zunächst auf die Schulordnung von 1944 ein. In der war geregelt, dass die Schüler das Gebäude durch den Hintereingang zu betreten hatten. "Es hat sich einiges geändert", stellte sie mit mit einem Lachen in Richtung der anwesenden Schüler fest. "Heute sind Sie die Hauptakteure." Dann ging sie kurz auf die Geschichte ein. Der Name der Schule habe in den vergangenen Jahrzehnten mehrmals gewechselt, erinnerte sie. Neben "Kreishandleslehranstalt" und "Wirtschaftsgymnasium" habe es noch einige andere Namen gegeben. Doch immer sei eines gelich geblieben: "Unser Vorteil ist, dass wir zusätzlich zu dem allgemeinen Lehrstoff auch noch ein berufsbezogenes Profil anbieten. "Dadurch hätten rund 80 Prozent der Absolventen eine klare berufliche Perspektive. "Davon träumt so manches allgemeinbildendes Gymnasium."

Auch Heike Bickmann als Vertreterin der Landesschulbehörde ging auf die Besonderheiten des Schulzweiges ein. "Das berufliche Gymnasium wird besonders von denen gewählt, die sich gut vorbereitet haben", erläuterte sie. Es sei stark duch den beruflichen Anteil geprägt und bereite dadurch gezielt auf anschließende Studiengänge vor. "Absolventen des beruflichen Gymnasiums haben es bei einem anschließenden Studiengang in den ersten Semestern leichter", so ihr Fazit. Nicht zuletzt teilte sie mit, dass die "Bewährungszeit" von Schulleiterin Gooßen vorbei sei und sie seit vergangener Woche offiziell den Titel Oberstudiendirektorin trage.

Nach einer kurzen Feierstunde tauchten die Gäste dann in die Geschichte ein: In einer zwitägigen Projektphase hatten die Schüler Besonderheiten aus 70 Jahren Abitur aufgegriffen. Im Bereich Mathematik wurden beispielsweise unterschiedliche Abituraufgaben verglichen: 1959 wurden die Abi-Aufgaben den Schülern noch diktiert, 1995 umfassten sie eine ausgedruckte Seite - und heute sind es unglaubliche 24 Seiten. Im Bereich Gesundheit hatten die Schüler ein begehbares Herz gestaltet, bei dem die Besucher auf dem Weg des Blutes wandeln konnten. Außerdem konnte anhand verschiedener Brillen nachempfunden werden, wie sich Sehstörungen auf den Alltag auswirken. Aktiv wurde es dann im Bereich Sport. Hier zeigte eine Gruppe, wie die Neuen Medien in Form von Tablets den Unterricht verändert haben. Sie demonstrierten, wie Übungen gefilmt und später mit der Gruppe "analysiert werden können.

Außer den Gästen der Feierstunden kamen später auch Schüler der IGS Rinteln, mit denen die BBs ab dem kommenden Jahr kooperieren und eine gemeinsame Oberstufe anbieten, um sich die Ergebnisse der Projekttage anzusehen und in 70 Jahre Abitur einzutauchen.

aus: Schaumburger Zeitung vom 28.10.2019

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