Emma sorgt ordentlich für Stimmung

20181121 Emma sorgt fuer Stimmung

Können Emma und ihre Kollegen den Pflegenotstand beseitigen? Derzeit noch nicht. Roboter sind in der Altenpflege einsetzbar. Über erste Erfahrungen auf dem Gebiet hat gestern Hannes Eilers von der Fachhochschule Kiel vor unterschiedlichen Abteilungen der Berufsbildenden Schulen (BBS) Rinteln berichtet. Mit dabei: Emma. Sie ist 1,20 Meter groß, 45 Kilogramm schwer, hat kugelrunde Augen und ist auf Rollen unterwegs. Emma ist ein humanoider Serviceroboter und wurde von Eilers an der FH Kiel entwickelt. Sie hat zwar Finger, doch ihr fehlt Kraft Gegenstände festzuhalten. Auch kann diese Modell keine Türklinken betätigen. Die Technik hat ihren Preis. Emma kostet rund 17.000 Euro.

Mittwoch besucht sie eine Demenz WG in Kiel und sorgt dort ordentlich für Stimmung. Denn: Einfache Roboter wie Emma können mit Menschen kommunizieren, Spiele spielen, Rätsel anbieten. Und sogar für Bewegung sorgen, Musik spielen oder zum Tanzen auffordern. Der kleinen, agilen "Grace" hat Eilers sogar Tanzbewegungen programmiert, die man einfach nachmachen kann.

In der Altenpflege kann ein solcher Roboter diverse Alltagszenarien übernehmen. Etwa beim Kochen helfen, beim Essen Gesellschaft leisten, an Alzheimer Erkrankten helfen Gegenstände wiederzufinden oder darauf achten, dass Patienten ihre Medikamente nehmen. Die Universität Siegen und die FH Kiel entwickeln gemeinsam mit Pflegkräften innovative Robotik-Ansätze für zukünftige Dienstleistungen in der Altenpflege. Während des sogenannten Wissen-schaftsjahres 2018 unter dem Motto "Arbeitswelten der Zukunft" reist die Forschungsgruppe ARiA (Anwendungsnahe Robotik in der Altenpflege) durch ganz Deutschland, um ihr Projekt der Öffentlichkeit zu präsentieren. Klar dabei ist: Der Erfolg einer neuen Technologie wie der Robotik ist maßgeblich davon abhängig, ob Menschen und vor allem die Betroffenen sie akzeptieren. Deshalb diskutieren die Wissenschaftler mit Pflegefachkräften, Pflegebedürftigen und Angehörigen.

Herbert Habenicht, Schulleiter der BBS Rinteln, verdankt den Besuch von Eilers samt seiner Emma und dem kleineren Exemplar Grace einem privaten Kontakt durch Lehrer Uwe Förster. Schülerinnen und Schüler der Berufsfachschule Altenpflege, des Fachgymnasiums Pflege und Gesundheit, der Berufsschulklasse des 3. Ausbildungsjahres zur/zum Industriekauffrau/mann, der Sozialpädagogischen Abteilung und der Metallabteilung haben jetzt Näheres über das Projekt erfahren - und in diversen Workshops aktiv mitgearbeitet. Im Austausch mit den Schülern sollen Anwendungen für den Roboter entwickelt, getestet und anschließend bewertet werden.

Organisiert haben die Veranstaltung, Studiendirektorin Sabine Nolte und Studienrätin Melanie Schutzka. Am Nachmittag waren auch Praxisanleiter hiesiger Seniorenheime eingeladen. Ihnen präsentierten Schüler des dritten Ausbildungsjahres die Workshopergebnisse. Ideen hatten sie schon: sie würden Roboter zum Vorlesen aus der Zeitung oder als Übersetzer einsetzen.

aus Schaumburger Zeitung vom 14.11.2018

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