"Es tut nicht weh und es fließt kein Blut" Bei Registrierungsaktion für Stammzellenspende wird nur Wangenabstrich gemacht / BBS macht es vor

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Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Am Ende des ersten Projekts konnten 1000 Euro für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) gespendet werden. Am Ende des zweiten Projekts ließen sich 130 Schülerinnen und Schüler typisieren.

Die Klasse 11A der einjährigen Berufsfachschule Wirtschaft mit dem Schwerpunkt Handel boten im Rahmen eines Eventmarketings auf dem Felgenfest Bratwürstchen und Getränke an. "Die Schüler organisierten den Auf- und Abbau der Würstchenbude und der Cocktail-Bar, waren von 7.30 bis 21 Uhr bei brütender Hitze ohne Pause im Einsatz und betreuten außerdem noch eine Hüpfburg", freuten sich die betreuenden Lehrer Reinhard Waldeck und Udo Struckmeier über das riesige Engagement der jungen Leute. Am Ende kam ein Erlös von 1000 Euro heraus, der gestern dem Vertreter der DKMS, Markus Artmeier, übergeben wurde.

Die Schüler des 12. Jahrgangs des Beruflichen Gymnasiums "Gesundheit/Pflege" haben im Rahmen eines Projektes unter Leitung von Studienrätin Hildegard Ahmann eine Registrierungsaktion zur Stammzellenspende vorbereitet, an der gestern in den Berufsbildenden Schulen Rinteln 130 Schülerinnen und Schüler teilnahmen. Schulleiter Herbert Habenicht zeigte sich von dem Einsatz für einen guten Zweck überwältigt und begeistert und dankte den Schülern für ihr Engagement.

Nach der Scheckübergabe informierte Artmeier über das Prozedere der Registrierungsaktion. "Es tut nicht weh und es fließt auch kein Blut", nahm er den Schülern die Angst. "Mit einem Wattestäbchen wird nur ein Wangenabstrich gemacht. Vorher müssen aber für die Knochenmarkspenderdatei die persönlichen Daten aufgenommen werden."

Er wies noch einmal darauf hin, dass alle 16 Minuten ein Patient in Deutschland die Diagnose Blutkrebs erhält, dass jeder fünfte Patient keinen Spender findet und stirbt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Menschen die gleichen Gewebemerkmale haben, bei 1:20000 liegt.

"Weltweit sind 22 Millionen Spender registriert, in Deutschland fast 5,3 Millionen. Täglich spenden etwa 18 DKMS-Spender Stammzellen. Aber es sind noch viel zu wenig, um für jeden Patienten einen genetischen Zwilling zu finden. Die Datenbanken befinden sich in Ulm und New York."

Artmeier selber habe sich vor 13 Jahren registrieren lassen. Zehn Jahre hörte er nichts von der DKMS. Vor drei Jahren dann ein Anruf: Er wurde gefragt, ob er bereit sei, Stammzellen zu spenden.

Nach seinem "Ja" ging alles ganz schnell. "Die DKMS hatte schon alles organisiert. Am nächsten Tag wurde damit begonnen, über fünf Tage ein Wachstumsfaktor zu spritzen, um die Anzahl der Stammzellen im Blut zu steigern. Danach ging es mit dem Flieger nach Dresden. Dort wurde ich schon am Flughafen empfangen und mit dem Taxi zur Klinik gebracht. Insgesamt 15 Kliniken in Deutschland entnehmen Stammzellen. Über ein spezielles Verfahren waren nach vier Stunden die Stammzellen aus dem Blut entnommen", berichtet Artmeier.

"Ich wollte natürlich wissen, für wen die Stammzellen seien. Mir antwortete man, für eine 45-jährige Engländerin. Später hörte ich, dass die Spende rechtzeitig kam. Es ist einfach nur ein umwerfendes Gefühl, mit wenigen Nadelstichen ein Menschenleben zu retten."

Schon in den ersten zwei Jahren könne man Kontakt zu dem Patienten aufnehmen. "Das geschieht anonym über die DKMS", sagt Artmeier. "Danach wird das Geheimnis gelüftet. Man kann sich Briefe schreiben, Fotos austauschen und sich sogar treffen. Bei solchen Begegnungen spielen sich unglaubliche Szenen ab. Man wird von den Gefühlen regelrecht übermannt, liegt sich in den Armen und weint vor Freude. Um so etwas erleben zu dürfen, kann ich nur jedem raten, sich in die Knochenmarkspenderdatei aufnehmen zu lassen."

Ein Wangenabstrich mit Wattestäbchen reicht schon für eine Typisierung.

Quelle: Schaumburger Zeitung

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