Glücklich werden geht auch ohne Abitur

Gluecklich werden geht auch ohne Abitur

Gymnasium und Abitur sind heute in den meisten Familien nicht nur gern gesehen, sondern fast schon ein Muss, um als erfolgreich zu gelten. Katharina Schwarz beweist, dass das auch anders geht: Sie hat es von einem eher mäßigen Hauptschulabschluss zur Friseurmeisterin geschafft, die selbst ausbildet - mit gerade einmal 24 Jahren.

Der Friseurberuf hat Schwarz schon immer interessiert: "Mein Cousine und ich haben uns gegenseitig die Haare geschnitten, als wir gerade vier oder fünf waren. So richtig schön war das aber nicht."

Nach Abschluss der Grundschule erhielt sie eine Hauptschulempfehlung, mit der sie sich an der IGS Stadthagen bewarb und angenommen wurde. Dort lief es aber nicht wie erhofft, die Lehrkräfte haben sie als respektlos gegenüber den Schülern wahrgenommen, so die heute 24-Jährige im Gespräch. Die IGS verließ sie mit einem mäßigen Hauptschulabschluss. Ein Praktikum in der neunten Klasse bei "Angis Haarbutze" in Rehren, die sie schon von klein auf kennt und bei der sie noch heute arbeitet, verschaffte ihr dann absolute Klarheit: "Das will ich.  Das will ich für immer." Doch mit der Ausbildung musste die heutige Friseurmeisterin noch ein Jahr warten, der Salon hatte bereits einen Auszubildenden. Statt bloß herumzusitzen, entschied sich Schwarz 2011 für ein Jahr in der Berufseinstiegsklasse (BEK) Körperpflege an den Berufsbildenden Schulen (BBS) in Rinteln. Dort hatte sie die Möglichkeit, ihren bestehenden Abschluss zu verbessern. "Das war das Beste, was mir passieren konnte", blickt die Friseurmeisterin auf diese Zeit zurück. Ein solches Jahr würde sie jedem empfehlen, da dort wichtige Grundlagen für den Beruf vertiefend gelehrt würden. In den Ausbildungen selbst würden theoretische Teile in der Schule und praktische Teil im Salon oft "völlig auseinandergerissen", so Schwarz. Das in der BEK erlernte Fachwissen fehlte jedoch oft bei den Auszubildenden, sind sich Schwarz und Dorothee Keller vom Fachbereich Körperpflege von den BBS einig. In den Salons würde oft die Kommunikation zur Schule vernachlässigt, sodass die Azubis nicht auf einem einheitlichen Stand der Dinge seien, merkt Schwarz an. Bei den Schulen wiederum fehle das Budget, um dauerhaft einen Fachpraxislehrer zu engagieren. Dem versucht Keller entgegenzuwirken: "Im BEK unterrichten wir Theorie und Praxis immer als Baustein passend zusammen." Sie habe Schwarz in ihrer Schulzeit immer als sehr interessierte, leistungstragende Schülerin erlebt. Für Keller war es überraschend, zu erfahren, dass es auf der IGS ganz anders gewesen sei. Nach Abschluss der BEK im Einser-Bereich folgte die Ausbildung. "Da war es gut, dass ich die Basis schon kannte. Ich habe mich gut vorbereitet gefühlt", erklärt Schwarz. Beispielsweise seien die richtigen Auftragstechniken und das Arbeiten mit Pflanzenfarben nur noch in den wenigsten Salons Teil der Ausbildung.

Die Abschlussprüfung für die Ausbildung 2015 war für die Friseurmeisterin eine Herausforderung, die sich jedoch als machbar erwies: "Natürlich hatte ich ein bisschen Bammel, aber ich bin schon immer zielstrebig gewesen und hatte auch viel Unterstützung." Nach einem halben Jahr Arbeit in dem Rehrener Salon begann Schwarz eine Vollzeit-Ausbildung zur Friseurmeisterin in Hannover, wo sie ein halbes Jahr bis zu zwölf Stunden am Tag Neues lernte. "Das war alles andere als leicht. Der Meister stand bei mir aber immer im Fokus."

Seitdem arbeitet Schwarz bei "Angis Haarbutze" und hat bereits mit Unterstützung ihrer Chefin einen Azubi ausgebildet: "Ich finde es wichtig, Fachwissen weiterzugeben." Ihr Traum ist es, irgendwann selbstständig zu sein.

aus: Schaumburger Zeitung vom 13.09.2019

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