In dieser Form einzigartig

SPRINT Foto

Jamshid Safizadeh steht regelmäßig um vier Uhr morgens auf, um zur Arbeit zu gehen. Die liegt in Obernkirchen, bei Ardagh Glas. Ein Auto hat er nicht und die Anbindung durch den öffentlichen Nahverkehr ist dürftig. Deshalb hole ihn sein Ausbilder meist von zu Hause ab. Ansonsten läuft er, eine Stunde lang. "Das zeigt nun wirklich, wie engagiert die jungen Menschen sind", sagt Herbert Habenicht, Leiter der BBS Rinteln. Safizadeh geht las Flüchtling hier zur Schule. Gleichzeitig wird er bei Ardagh ausgebildet. Das Programm, das dies ermöglicht, heißt "SPRINT DUAL" und es wird von seinen Initiatoren als "in dieser Form einzigartig" in Niedersachsen bezeichnet.

Das Programm gibt Schulen landesweit den Rahmen, um junge Flüchtlinge 2 Jahre zu beschulen und durch die Vermittlung der deutschen Sprache, des Wertekanons und der Einführung ins Arbeitsleben für den Berufseinstieg zu qualifizieren. In den BBS Rinteln wurde es im Februar begonnen, und schon jetzt zeigen sich alle Mitwirkenden überzeugt.

Wie funktioniert das Ganze? Es kommen die Flüchtlinge für das Programm in frage, deren Sprachniveau schon hoch genug ist, meist nach rund eineinhalb Jahren. Dann nimmt die Schule zu heimischen Betrieben auf. Für vier Tage die Woche macht der Flüchtling ein Praktikum im Betrieb, für einen Tag ist er in der Schule, wird dort unterrichtet und betreut. Wie wird festgestellt, ob ein Flüchtling für das Programm infrage kommt? Zum einen gibt es einen Kompetenztest, in dem das Sprachniveau und die Interessen des Flüchtlings ausgelotet werden. Zum anderen gebe die Schule eine Empfehlung aus, wie Lehrkraft Alexandra Backhaus erzählt. Frage ist auch: Mit welchem Betrieb kommt man überein? Denn die können so künftige Fachkräfte akquirieren.  "Am Anfang dachten wir: Das können wir alleine organisieren!, sagt der stellvertretende BBS Leiter Günter Potthast beim Pressetermin und lacht. Allerdings habe man schnell festgestellt: So einfach ist es doch nicht, allein wegen des Verwaltungsaufwandes. Also kamen der Landkreis, die Agentur für Arbeit, das Jobcenter, die Kreishandwerkerschaft sowie die IHK an Bord. Zwölf junge Flüchtlinge sind derzeit im Programm. Sie arbeiten bespielsweise in der Altenpflege, beim Fensterbau oder in einer Fleischerei. Fünf von ihnen haben Zusagen für Ausbildungsplätze.

Was bringen die Praktika den Flüchtlingen? einen großen Motivationsschub, sagt Habenicht und die Erkenntnis: Es geht auch ohne Studium in Deutschland. "Wir sind sehr zufrieden", sagt Marco Schock. "Amar ist offen, neugierig und wurde sofort akzeptiert." Amar Doctor ist derzeit im Rahmen von "Sprint Dual" dort im Betrieb. "Ich hatte erst Angst, dass mein Deutsch nicht ausreichen würde", erzählt Doctor. Die ersten Wochen seien etwas schwer und ungewohnt gewesen. "Aber jeden Tag habe ich ein Erfolgserlebnis mehr."

Haben Sie einen Betrieb und interessieren sich für das "Sprint Dual" Programm? Informationen gibt die BBS Rinteln unter 0 57 51 - 89 13 90

 

Quelle: Schaumburger Zeitung

 

 

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