Kein Platz für Selbstdarsteller

AWO 2019

Der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt (Awo) hat am Wochenende seinen nunmehr 30. Kunst Bazar veranstaltet. Die seit vielen Jahren in der Landfrauenschule zugunsten des von der Awo betriebenen Frauenhauses organisierte Zusammenkunft erfreute sich einmal mehr außergewöhnlich großer Resonanz. sowohl der dem Basar vorangehende Empfang als auch das anschließende Marktgeschehen verzeichneten viele Besucher.

"Wir freuen uns über die große Zahl der Unterstützer, die mit dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen und die Finanzen für unsere Arbeit stimmig sind", hielt Heinz-Gerhard Schöttelndreier in seinen Begrüßungsworten fest. Der Awo Kreisverbandsvorsitzende und frühere Landrat erinnerte daran, dass die Unterstützung des Frauenhauses eigentlich eine freiwillige Leistung sein. "Dehalb ist es hoch anzuerkennen, dass sie bei uns wie eine Pflichtaufgabe gewertet wird", Betonte Schöttelndreier.

Vor dem Hintergrund der Vorrohung der Sprache - vor allem in den "asozialen" Medien - und der Zunahme von Aggressivität und Gewalt in Gesellschaft und Familie ergebe sich ein steigender Bedarf für die Arbeit und Betreuung im Frauenhaus. Gleichwie solle es auch Spaß bereiten, etwas Gutes zu tun, merkte der Vorsitzende mit Blick auf die anheimelnde Atmosphäre und die bemerkenswet ausstaffierte Cafeteria in der Landfrauenschule an. In weiteren Grußworten stellten Schaumburgs Landrat Jörg Farr, Bückeburgs Bürgermeister Reiner Brombach und die Leiterin der Berufsbildenden Schulen (BBS), Lita Gooßen, die Bedeutung des Frauenhauses heraus. Die Veranstaltung biete eine gute Möglichkeit, das Angenehme mit dem Nützlichen und Notwendigen zu verbinden, erklärte Farr. Trotz der relativ entspannten Lage auf dem Arbeitsmarkt erlebten die Beratungsstellen steigende Bedarfe Schutz suchender Menschen. "So vielfältig wie deren Ursachen müssen auch unsere Hilfsangebote sein", erläuterte der Landrat. "Im Grunde genommen ist es eine Schande, dass es Frauenhäuser geben muss", hob Brombahc unter dem Applaus der Zuhörer hervor. Bückeburgs Bürgermeister mahnte in diesem Zusammenhang vor Entwicklungen im rechten politischen Spektrum, wo Wortführer viele dumme Menschen animiereten, ihnen zu folgen. "Hier sind wir dazu aufgefordert, dagegen aufzustehen", sagte Brombach.

Gudrun Wolter vertrat in ihrer Eröffnungsrede den  Standpunkt, dass die Thematik in der Politik noch immer zu wenig Beachtung finde. Es sei richtig und wichtig, dass "Berlin eine große Summe in die Hand nehme", gab die Frauhaus-Beiratsvorsitzende zu verstehen. Nach wie vor fehlten insbesondere Betreuungskräfte. "Aber", warnte Wolter, "bei uns ist kein Platz für Selbstdarsteller." Dienstleister im Sozialwesen seien die eigentlichen Helden der Gesellschaft.

Einem längere Zeit zurückreichenden Brauch folgend nutze BBS-Pädagoge Michael Hintz die Eröffnungsveranstaltun, um den Bewohnern des Frauenhauses ein in der Berufschulwerkstatt gefertigtes Spielzeug zum Geschenk zu machen. Diesmal freuten sich die Empfänger über ein großes hölzernes Transportfahrzeug aus der Berufsvorbereitenden Klasse. "Das sind zum Teil harte Jungs, aber wenn es um Kinder geht, öffnen sich ihre Herzen", führte Schulleiterin Gooßen aus.

Im Bazar Geschehen galt ein besonderes Augenmerk dem Stand von Ilona Fischer. Die frühere Arzthelferin begleitet den Markt mit ihren Batikarbeiten, in denen eine Vorliebe für Wilhelm-Busch-Motive und selbst aufgenommene Naturaufnahmen deutlich wird, seit 30 Jahren. Während der Jubiläumsauflage machte auch der Landrat Station bei der Hobbykünstlerin, die wie alle anderen Aussteller einen Teil des Erlöses für das Frauenhaus spendierte. Das Geld findet vor allem bei der Anschaffung von Spielgeräten Verwendung.

aus: Schaumburger Zeitung vom 06.11.2019

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