Lernen, von zu Hause zu lernen

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Die Schulschließungen in Niedersachsen ab dem 16. März haben Lehrkräfte und Schüler überrumpelt: Von einer Woche auf die andere waren die Schulen dicht, und irgendwie musste das Lehren und Lernen von zu Hause organisiert werden. Das funktionierte an manchen Schulen schon recht gut, an anderen aber machte die Corona-Pandemie schmerzhalt deutlich, wie viel Aufholbedarf es in Sachsen Digitalisierung in der deutschen Schullandschaft gibt. Da wurden Schulaufgaben noch ausgedruckt und zum Abholen bereitgelegt, manche Schüler wurden nur per E-Mail oder überhaupt nicht erreicht.

Das berufliche Gymnasium und die Berufsfachschule Wirtschaft der Rintelner BBS bereiten sich nun akribisch vor auf den Fall, dass die Schule noch einmal schließen müsste. Das Szenario ist jüngst geprobt worden: Einen Tag land wurden die rund 300 Schülerinnen und Schüler via digitales "Distanzlernen" unterichtet. Hinterher wurden sie befragt, mit dem Ergebnis: Die große Mehrheit der Schüler und Lehrer zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf des Tages. "Am Anfang haben sich die Videokonferenzen etwas komisch angefühlt", erzählt Viviana Ippolito aus der Gesundheitsklasse des zwölften Jahrgangs. Teilweise nervten technische Fehler. Doch sie haben sich durch die Lehrer sehr gut auf den Tag vorbereitet gefühlt. Die gymnasiale Oberstufe der BBS hat den Vorteil, aufs digitale Lernen schon gut vorbereitet zu sein: Seit drei Jahren gibt es hier mittlerweile sogenannte Tabletklassen. Jeder Schüler hat dabei ein eigenes Endgerät - selbst gekauft -, das Arbeiten im Klassenraum oder zu Hause geschieht komplett digital. Wer sich kein eigenes Tablett leisten kann, kann sich an der Schule eines leihen.

An den BBS hat man sich auf die Software Mircosoft Office 365 inklusive der Kooperationsapp "Teams" geeignet. "So erreichen wir alle Schüler", sagt der stellvertretende Schulleiter Günter Potthast. Zwar gibt es auch die Niedersächsische Bildungscloud des Kultusministeriums, doch diese habe wegen der hohen Zugriffszahlen während der Corona-Quarantänezeit ihre Probleme gehabt, so Potthast.

Drei Jahre Erfahrungswerte im digitalen Lernen - das hat sich beim Probe-Tag bemerkbar gemacht. Die Schüler hätten sich schnell zurechtgefunden, und die Lehrer hätten sie aus der Ferne eng begleitet, erzählt die Schülerin Viviana Ippolito. Das sei auch gut gewesen, denn die Ablenkungen im eigenen Zimmer seien doch größer als in der Schule. "Lernen mit dem Tablet motiviert viel mehr als Lernen in einem Buch", stimmt ihr Jean-Luca Widder aus derselben Klasse zu. Die Lehrer hätten alle gut ans digitale Lernen herangeführt. Positiv sei auch, dass es immer wieder Umfragen gegeben habe - auch anonym. "Digitales Lernen motiviert viele Schüler dazu, kreativer zu sein", zeigt sich auch Lehrkraft Eike Blohm überzeugt. Staubtrockene Referate mit ausgedruckten Arbeitsblättern und Powerpoint-Präsentationen müssen so Video-Einspielern und vielen interaktiven Elementen weichen.

aus: Schaumburger Zeitung vom 14.10.2020

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