Privileg wird zum Normalfall

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Rinteln/Bückeburg. Auslandspraktika – das war an den Berufsbildenden Schulen Rinteln (BBS) jahrelang ein Privileg der angehenden Fluggerätetechniker des Standorts Bückeburg. Sie durften zu Betrieben in Spanien, Frankreich und Belgien. Jetzt ziehen Altenpfleger, Erzieher und Industriekaufleute nach. Erstmals entsenden die BBS sie nach Dänemark und England. Dass jeder Teilnehmer dafür nur sein Taschengeld und Essen selbst zahlen muss, dafür sorgt das Programm "Erasmus plus" der Europäischen Union.

"Wir wollen die nationalen Grenzen der Ausbildung sprengen, denn die Grenzen in Europa lösen sich doch immer mehr auf", erklärt BBS-Leiter Herbert Habenicht. Sprachliche und soziale Kompetenzen fördern, aber auch von anderen Techniken und Erfahrungen im Ausland profitieren, ist das Ziel.

Betreuungslehrer Christian Schubert hat derzeit drei angehende Fluggerätetechniker für acht Wochen in Madrid und drei für sechs Wochen in Palma de Rio in Spanien. Im April/Mai gehen sechs Azubis für drei Wochen nach Rouen/Le Havre (Frankreich), zwei für vier Wochen nach Ostende (Belgien) und drei für sechs Wochen zu Airbus Industries in Toulouse (Frankreich). Sie lernen in Bückeburg vorwiegend Instandhaltung, im Ausland werden sie auch mit Getriebe- und Triebwerksverkleidung vertraut gemacht, lernen Verkehrsflugzeuge, Hubschrauber und die Raumfahrtrakete Ariane kennen. Die Plätze sind begehrt. Schubert: "Wir mussten wieder losen."

Nachdem im Vorjahr zwei Tischler-Azubis zum Praktikum in Rintelns englischer Partnerstadt Kendal waren, soll in Kooperation mit der dortigen Berufsschule Kendal College das Angebot nun auf Industriekaufleute ausgedehnt werden. "Zwei von ihnen fliegen im April/Mai für vier Wochen dorthin", sagt Lehrerin Ursula Mücke. Tabea Kassner und Damian Musial sind im ersten Ausbildungsjahr. Die Vertiefung der Englischkenntnisse lockt beide besonders.

Je zwei Auszubildende für Altenpflege und Erzieher betreten für die BBS richtiges Neuland – sie dürfen nach Kopenhagen. Dort hat Lehrerin Melanie Schutzka 2014 eine Partnerschaft zu zwei Einrichtungen aufgebaut. Die beiden angehenden Erzieher arbeiten in einem Projekt an der Grenze zwischen einem Reichen- und einem Migrantenviertel mit, wo die Kinder beider Seiten auf einem Bau- und Abenteuerspielplatz dazwischen aufeinander zugehen sollen. Alisa Blumenscheit will dabei neue pädagogische Schwerpunkte und die Kultur Dänemarks kennenlernen. Schutzka: "140 Kinder sind dort angemeldet. So etwas gibt es in Deutschland nicht. Wir versprechen uns davon neue Erfahrungen, beide werden anschließend darüber referieren."

Janine Munday und Lena Blome arbeiten in einem Altenpflegeheim mit und sagen: "Wir wollen sehen, wie es in einem anderen Land läuft, ob auch da Mangel an Zeit und Personal herrscht wie hier."

Zeigen mit dem Finger, wo sie ihre Auslandspraktika verbringen werden: Janine Munday (v. l.), Lena Blome, Alisa Blumenscheit, Damian Musial und Tabea Kassner zieht es nach England oder Dänemark.

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