Spielend begreifen

Minimathematikum

Mathematik? Da läuft vielen Menschen wahrscheinlich ein Schauer über den Rücken. Aber muss das sein? Mathe begegnet uns schließlich überall im Leben. Eine neue Ausstellung in Rinteln will schon Kindergartenkindern Spaß daran vermitteln - und zwar ganz spielerisch.

Man muss Entenfiguren in Form setzen. Sie gibt es in verschiedenen Farben und Zusammensetzungen: einzeln, zu zweit, zu fünft. In der Form ist Platz für insgesamt sechs Enten. Die Aufgabe lautet: Die Enten nebeneinanderlegen, sodass die Sechserreihe komplett ist. Man muss mindestens zwei Farben benutzen. Was das soll? Man könnte sagen: Hier lernen kleine Kinder rechnen.

Im Rintelner Museum Eulenburg ist noch bis zum 06. Januar eine Ausstellung zu sehen, die sich nicht ausschließlich, aber vor allem an Kinder zwischen vier und acht Jahren wendet. Sie sollen hier alles anfassen und ausprobieren, war zur Ausstellung gehört. Ungewöhnlich in einem Museum? Hier sicherlich nicht, denn genau das ist die Grundidee des "Mini-Mathematikum". Die Experimente folgen der Grundidee des "großen" Museums, sind aber auf die Altersgruppe abgestimmt. Durch unterschiedliche Mitmach-Stationen werden die Grundthemen der Mathematik wie "Zahlen", "Formen" und "Muster" anschaulich und begreifbar gemacht. Das ist auch in Rinteln spürbar: Bereits bevor die Ausstellung eröffnet wurde, hatten sich rund 800 Kinder aus Schulen und Kitas angemeldet.

15 Exponate sind es, die im Rahmen der Ausstellung zu sehen sind. Darunter befindet sich ein Häuschen mit Innenseiten, die komplett verspiegelt sind (Frage dazu: "Wie oft siehst du dich?") oder Holzelemente, die man gleich einer Brücke über ein Loch im Tisch bauen kann. Es kann mit Bauklötzen ebenso gespielt werden wie mit einem riesigen Ring, der in Seifenlauge getunkt wird, um damit verschiedenste Formen nachzustellen. Manche kleine Kinder nutzen die Gelegenheit, um sich in die Mitte des Ringes zu stellen und dann hinter der Seifenblase zu "verschwinden". Genau das ist der Sinn hinter den Exponaten: Nirgendwo wird erklärt, wie man es richtig macht. Es gibt keine "Lösung", erklärt Diplom Pädagoge Ulrich Geisler vom Institut für Bildung und Erziehung in Göttingen, das das Mini Mathematikum ins Leben gerufen hat. In dem Sinne lehne man sich an die Montessori-Pädagogik an: Die Kinder sollen hier frei lernen, der eigene Antrieb steht im Vordergrund.

Dieser Ansatz soll nicht nur durch das Mini-Mathematikum vermittelt werden, sondern soll auch Einzug in die Grundschulen halten, durch "Mathekissen", Knobelspiele und viel Bastelarbeit etwa. "Basteln ist wichtig für mathematische Denken", sagt Melanie Schmidt. Gemeinsam mit den Trägern soll ein Begleitprogramm sowie Fortbildungen für Erzieher und Pädagogen entwickelt werden.

In Rinteln übernimmt den Part der Fachbereich Sozialpädagogik der Berufsbildenden Schule (BBS). Der erste und zweite Jahrgang haben die Mini-Mathematikum Ausstellung in den ersten Wochen begleitet, erläutert Bildungsleiterin Elke Hölscher. Sie dienten als Ansprechpartner für die Kindergruppen.

In Verbindung zur Ausstellung kam über das bundesweite Projekt "Haus der kleinen Forscher", an dem auch die BBS teilnehmen. "Mathematische Früherziehung ist Teil des normalen Lernplans", erklärt Hölscher, ebenso wie Museumspädagogik. Die Lerninhalte ganz praktisch umsetzen, im Museum, in einer kindgerechten Ausstellung, das habe ganz besonderen Reiz für die Schüler. "Die Kooperation ist etwas ganz Besonderes", so Hölscher.

aus Schaumburger Zeitung vom 11.12.2017 

 

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