Was die Sommeruni bietet

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Zwei große Trends bestimmten gestern die Diskussion im Ratssaal im Rathaus anlässlich des Startschusses für die Sommeruni 2016, die diesmal vier Tage lang vom 18. bis zum 21. Juni in Rinteln stattfinden soll: Der Trend zu nominal höheren Schulabschlüssen – 43 Prozent der Fünftklässler ist auf dem Gymnasium. Was bedeutet, das Gymnasium ist längst "Regelschule" geworden. Und der Trend zu flexiblen Bildungsgängen. Was heißt, der klassische Bildungsweg Abitur, Studium, dann Beruf ist heute nur eine von vielen Optionen. So ist auf der einen Seite die Berufsausbildung akademisiert worden, wie Gesprächsteilnehmer der Runde deutlich machten, auf der anderen gibt es "verberuflichte" Studiengänge.

Beispiel: Nach drei Jahren Ausbildung und drei Jahren im Beruf kann ein Forstwirt heute ohne jeder weitere Prüfung ein fachbezogenes Hochschulstudium beginnen. Für den Forstwirt, schilderte Cornelia Kurth, Leiterin der Arbeitsagentur Schaumburg, stelle sich eher ein anderes Problem: Er muss wieder lernen zu lernen.

Diesen großen Trends will auch die Sommeruni 2016 mit ihrem Programm Rechnung tragen, wurde in der Morgenkonferenz deutlich, zu der Landrat Jörg Farr, Bürgermeister Thomas Priemer und Udine Rosenwald-Metz als Direktorin der VHS unter anderem Vertreter der Schulen, der Betriebe und Institutionen eingeladen hatten. Dass junge Leute in der Unübersichtlichkeit der modernen Studienwelt – es gibt über 18 000 Bachalor-Studiengänge – Orientierung suchen und brauchen ist auch mit Sinn gebend für die Sommeruni, so Konsens in der Runde.

Cornelia Kurth erlebt in ihrer Praxis, mehr als früher müsse man jungen Leuten klar machen, dass sie für ihren Studiengang nach dem Abschluss auch einen Arbeitgeber brauchen. In der Runde nannte man ein Beispiel: Japanische Geschichte sei als Studienfach sicher spannend, aber spätere Anwendungen dafür überschaubar. Kurth nennt als Konsequenz: "Wir beraten zunehmend aus den Unis wieder heraus".

Das Problem sieht man auch vor Ort. Reinhold Lüthen, Gymnasialleiter in Rinteln bestätigte auch auf den Gymnasien sei der Bereich Berufsorientierung deutlich gestärkt worden, nicht zuletzt durch die neue Oberstufenverordnung.

Wer zu den Berufsbildenden Schulen (BBS) gehe habe sich dagegen bereits entschieden, betonte BBS-Leiter Herbert Habenicht. Auch hier stelle man fest: Die Grenzen zwischen Studium und normaler Berufsausbildung verschwimmen immer mehr. Viele Industriekaufleute sind Abiturienten, die erst einen Beruf lernen, dann studieren. Habenicht sieht hier als Vorteil: Die lernen erst die Berufswirklichkeit kennen.

Ein Aspekt der Diskussion beschäftigte sich mit der Frage, wie weit man junge Leute nach ihrer Ausbildung bewegen könne, im Schaumburger Land im Weserbergland zu bleiben. Martin Wrede von der IHK Hannover wie Thomas Kexel vom Vorstand der Weserbergland AG hielten die These für realistischer: Wenn ihr fertig seid und eine Familie gründen wollt dann kommt zurück. Dass auch das nicht einfach ist, formulierte Jörg Nitsche als Vertreter der Sparkassenstiftung humorvoll so: Wer aus der Großstadt zu uns komme, dem müsse man schon einen Superjob anbieten, die "gehen doch davon aus, dass wir hier alle noch in Gummistiefeln herumlaufen."

20 Hochschulen und Akademien sind diesmal bei der Sommeruni dabei mit Vorlesungen und Seminaren. Das Angebot reicht von Sport- und Naturwissenschaften über Medizin, Technik, Jura bis BWL, Sprachen und Meteorologie. Partner sind auch diesmal neben der Universität Hannover, riha WeserGold, die BKK 24, die Weserbergland AG, die Schaumburger Zeitung und die VT Rinteln.

Der Berufsorientierungstag, organisiert vom Bildungsbüro im Landkreis Schaumburg und der VHS Schaumburg, findet diesmal bei den Berufsbildenden Schulen (BBS) statt und ist für alle Schüler offen, nicht nur für Teilnehmer der Sommeruni. Detaillierte Informationen findet man auf der Homepage der Sommeruni Rinteln. Ansprechpartnerin für Fragen ist Bernadette Unger-Knippschild.

Quelle: Schaumburger Zeitung

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