Witwe Boltes Hühner in der Pfanne Berufsschüler und Behinderte proben Streiche von Max und Moritz / Aufführung in Schloss Baum

Sie haben es auf die Brathühner in der Pfanne unter dem Schornstein abgesehen. Mit Magneten als Angelhaken hieven sie die braun gebratenen Tiere empor. An einem Baum daneben hängen die vier Hühner im Rohzustand, nachdem sie die von Max und Moritz ausgelegten Körner gefressen und dadurch mit Leinen verbunden waren. Beim Auffliegen blieben sie im Geäst hängen und verendeten jämmerlich.

Eine Szene aus Wilhelm Buschs wohl bekanntester illustrierter Erzählung. Vor 150 Jahren brachte er sie zu Papier, jetzt im Jubiläumsjahr werden sie zu einem Inklusionsprojekt zwischen der Paritätischen Lebenshilfe der Werkstatt Rinteln (Behinderte von 17 bis 22 Jahre) und der Fachoberschulklasse 12 (Gesundheit und Sozialpflege) der Berufsbildenden Schulen Rinteln (BBS). Geprobt wird bereits eifrig in der Behindertenwerkstatt im Industriegebiet Süd. Generalprobe ist am 6. Mai vor Schloss Baum (Bückeburg), wo am Donnerstag, 7. Mai, um 13 Uhr die Premiere folgt. Dazu sind alle Interessierten willkommen (Dauer etwa 45 Minuten).

In der Werkstatt hatte es bereits Mitte März drei Projekttage mit BBS-Schülern gegeben. Im Vorfeld wurden vier Gruppen für Schauspieler, Bühnenbild/Kulisse, Kostüme/Frisuren und Musik gebildet. Alles in Eigenleistung, sogar die Geräusche. Gezeigt werden der zweite und dritte Streich der Lausbuben, also der mit Witwe Bolte und der mit Schneider Böck. "Wir haben alle Hände voll zu tun und eine Menge Spaß an diesen Tagen", teilen die Projektteilnehmer mit.

In der BBS wurden die beiden vorzutragenden Lieder "Ein Hoch auf uns" von Andreas Bourani und "Macarena" von "Los del Rio" nach den Osterferien in den Pausen weiter geübt. Auf der Bühne wird von Max und Moritz aber auch gerappt. Texte auswendig lernen ist nicht nötig, der Wilhelm-Busch-Darsteller liest ja vor.

Frauke Helms-Homberg, Gruppenleiterin in der Werkstatt, erklärt: "Es hat schon öfters Projekte von uns und der BBS gegeben. Wir haben etwas gemeinsam: Bei uns sind die Behinderten für zwei Jahre, und ebenso oft gibt es ja auch den Wechsel in den BBS-Klassen." Bereichsleiterin Susanne Schroeder hatte das aktuelle Projekt angeregt, für das es durch das Wilhelm-Busch-Jahr die ideale Themenvorlage gab.

Noch immer wird in der Werkstatt an den Kulissen gebastelt. So stellte sich jetzt heraus, das die Magneten statt Angelhaken zu schwach sind, um die größeren der Brathühner emporzuziehen. Stärkere Magneten oder schon angeleinte Hähnchen, egal, Hauptsache, die Zuschauer sehen die Braten nicht ständig in die Pfanne zurückpurzeln.

In der Malwerkstatt wird derweil noch an den Liedermappen gearbeitet. Fotokopien von Max und Moritz ausschneiden, bunt bemalen und dann auf die Titelseite kleben, das ist dort die Aufgabe. Drinnen werden die Liedtexte sein, auf der Rückseite ein Gruppenfoto von allen Teilnehmern. Als Erinnerung an ein vorbildliches Projekt, von dem alle Gewinn für Beruf und das Leben haben.

Diese Schüler und Schützlinge der Behindertenwerkstatt spielen am 7. Mai vor Schloss Baum "Max und Moritz". Hier ist gerade Probe vor der Werkstatt in Rinteln.dil

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