"Bei uns fahren alle nur irgendwie"

Radfahr Unterricht SPRINT

In Deutschland Fahrrad fahren, wenn man aus Afghanistan kommt - das ist nicht selbstverständlich. Selbst wenn man ein Rad besitzt, sind die afghanischen Straßen viel zu schlecht zum zügigen Radeln. Und Regeln beachten? Da lachen die jungen Flüchtlinge: "Bei uns fahren alle nur irgendwie", sagt einer. Die acht Jungs und fünf Mädchen, die in einem Klassenraum der BBS mit Volker und Anke Czech vom ADFC über die Verkehrsregeln rund ums Radfahren sprechen, stammen aus Guinea, dem Irak, aus Polen, Syrien und - die meisten - aus Afghanistan. Den Verkehrsunterricht erhalten sie im Rahmen ihres berufvorbereitenden Schuljahres. Länger als anderthalb Jahre ist noch kaum einer der Schüler in Deutschland. Sie sprechen bereits recht gut Deutsch. "Unser Land ist Kaputt. Und die Straßen eben auch", sagt Fareshta Ghadir, eine der jungen afghanischen Frauen. "Straßenlaternen und Verkehrsschilder, die gibt es so gut wie gar nicht." Das Fahrradfahren haben sie und ihre Mitschüler erst in Deutschland gelernt. Für Mädchen und Frauen ist das in Afghanistan genauso wenig erlaubt wie Autofahren. Auch in die Schule zu gehen oder zu arbeiten, ist Frauen fast immer verboten. Es ist ungewöhnlich, dass es in dieser Klasse so viele Schülerinnen gibt. So manches Mal verhindern die geflüchteten Familien selbst, dass die Mädchen solche Fördermaßnahmen wahrnehmen können. Im letzten Jahr, so erzählt Lehrerin Ursula Mücke, bestand die "BuJa" Klasse fast nur aus jungen Männern. "Das ist ein großer Unterschied", meint sie. In dieser gemischten Klasse sei das Niveau sehr hoch, die Stimmung gut und alle würden sich gegenseitig unterstützen.

 

Quelle: Schaumburger Zeitung

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