Europass als Plus bei Bewerbungen

Uebergabe Europass

RINTELN. Der Gedanke an ein vereintes Europa ohne innere Grenzen ist Grundlage für das EU-Projekt „Erasmus plus“. Dessen Sinn und Zweck ist es, jungen Leuten in der beruflichen Ausbildung mehrwöchige beziehungsweise auch noch länger dauernde Aufenthalte zum Sammeln von Praxiserfahrungen in anderen EU-Mitgliedsländern zu ermöglichen. Als Beleg dafür gibt es nach der Rückkehr den „Europass Mobilität“, der vor allem auch bei künftigen Bewerbungen um einen Arbeitsplatz hilfreich ist. 27 junge Leute haben die Berufsbildenden Schulen Rinteln (BBS) auf der Burgfeldsweide zur Schnupperausbildung und Selbsterfahrung ins Ausland geschickt. Bei der offiziellen Aushändigung der Europässe für 2016 berichteten die Heimkehrer jetzt teils von Erfahrungen, die Unterschiede zwischen den gewohnten Standards zu Hause und denen im Ausland aufzeigen.

Große Unterschiede gibt es etwa zwischen der Praxis in dänischen und deutschen Senioren- und Pflegeheimen. Das haben die fünf Schülerinnen erlebt, die den Betrieb in Heimen in Kopenhagen kennengelernt hatten. Viel entspannter als in Deutschland gehe es in der Altenpflege im skandinavischen Nachbarland zu. „Ich hatte drei Leute zu betreuen – den ganzen Tag“, staunte eine der Heimkehrerinnen. Gewohnt sei sie, sich um bis zu 15 Leute kümmern zu müssen. In Dänemark sei die Arbeit viel entspannter als in Deutschland, sei ihre Erfahrung.

Auch die beiden Schülerinnen aus dem Bereich Körperpflege, die für drei Wochen in Rintelns Partnerstadt Kendal Einblicke in die britische Altenpflege gesammelt hatten, berichteten von gewissen Unterschieden in Bezug auf die Standards.

Ausnahmslos viel Lob brachten die Flugzeug- und Fluggerätetechniker mit. Als größte Gruppe mit 20 Teilnehmern waren sie unter anderem aufgeteilt gewesen auf das europäische Unternehmen Airbus in Toulouse in Frankreich und auf den Flughafen von der spanischen Hauptstadt Madrid. Zwar seien ihnen keine Gelegenheiten zum Mitfliegen an Bord vergönnt gewesen, dafür aber umso interessantere Erfahrungen bei nächtlichen Wartungsarbeiten an unter freiem Himmel abgestellten Maschinen. So berichteten die „Überflieger“ von ihrem Auslandsaufenthalt, der auch zu persönlichen Freundschaften geführt habe.

Freundschaft über nationale Unterschiede hinweg ist ein wesentliches Element von „Erasmus plus“, unterstrich der Leiter der Berufsbildenden Schulen Rinteln, Herbert Habenicht. „Wenn ich in die Runde blicke, bin ich unfassbar stolz.“ Im Gegensatz dazu, „dass zurzeit (in Europa) wieder Grenzen gezogen werden“, hielten die BBS in Rinteln daran fest, den Austausch so rege wie bisher fortzusetzen.

Für nächstes Jahr sei sogar noch eine Steigerung geplant – mit der Entsendung von 33 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, fügte Christian Schubert als verantwortlicher Lehrer und Organisator des Europa-Projektes der BBS an. Alles in allem hätten die BBS bislang 99 Schülerinnen und Schüler im Rahmen von „Erasmus plus“ zu Auslandsaufenthalten ausgesandt.

Insgesamt tragen internationale Programme wie Erasmus plus und zum Beispiel auch Städtepartnerschaften dazu bei, die real existierenden Grenzen und solche in den Köpfen abbauen zu helfen, illustrierte Schulleiter Herbert Habenicht mit einer persönlichen Beobachtung. So habe die Bevölkerung im britischen Lake District mit dem Hauptort Kendal „mit sehr großer Mehrheit für Europa gestimmt“ und damit gegen den Brexit, den Austritt Großbritanniens aus der EU.

Schaumburger Zeitung vom 22.08.2016

zurück