Viel mehr Zeit für Patienten

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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte kürzlich in einer Rede zu möglichen Reformen der EU, dass jeder Schüler eines EU-Landes einen mehrwöchigen Auslandsaufenthalt während seiner Schulzeit absolvieren sollte. An den BBS Rinteln ist das schon seit Jahren der Fall.

In jedem Schuljahr absolvieren Schüler verschiedenster Bildungsgänge vor den Sommerferien Lernaufenthalte an Partnerschulen in ganz Europa. Diese Lernaufenthalte werden durch das Erasmus-Programm und die Europäische Union gefördert. Am Ende erhalten alle Teilnehmer den "Europass". Dieser dient als Zertifikat und bescheinigt bei Bewerbungen die Leistungen während des Aufenthalts.

Dieses Jahr waren es insgesamt 9 Schüler des Industriekaufmännischen Bereichs, der Altenpflege und des erzieherischen Bereichs, die in Kendal und in Dänemark den Arbeitsalltag in ihren Berufen kennenlernten. Was sie dabei erlebten, erzählten sie bei der Vergabe der Zertifikate in der BBS.

Lisa Glagau und Florian Tebbe, Auszubildende in der Altenpflege, verbrachten einige Wochen in dänischen Pflegeheimen. Für Lisa war besonders der im Vergleich zu Deutschland sehr "entspannte" Arbeitstag ungewohnt: "Auf meiner Station waren drei Pfleger für gerade einmal acht Bewohner zuständig. Das ist verglichen mit meiner Arbeit in Deutschland schon sehr entspannt", erzählte sie noch immer etwas verwundert. "Das Arbeiten verlief auch persönlicher, weil man viel mehr Zeit für den einzelnen Patienten hat und viel besser auf dessen Bedürfnisse eingehen kann." Florian stimmt Lisa in diesem Punkt zu und fügte an, dass man in Deutschlang gegenüber Dänemark viel mehr Wert auf Effizienz lege und de persönliche Kontakt zum Patienten daher verloren ginge. Für beide seien die Erfahrungen aber durchweg positiv zu bewerten.

Auch für Maya Böhning und Melissa Aldag war der Aufenthalt in einem dänischen Kinderhort in Kopenhagen äußerst lehrreich: "Wir wurden von Beginn an herzlich aufgenommen und sofort in die Arbeit eingebunden", erzählt Melissa. Besonders die Arbeit mit Kindern im Grundschulalter habe den beiden angehenden Erzieherinnen sehr gefallen. "Es war echt bewundernswert, dass sich Kinder im Alter von gerade einmal 5 oder 6 Jahren mit uns auf Englisch unterhalten konnten. Das hat alles ziemlich erleichert."

Für Melissa und Maya war zudem überraschend, wie viel Freiheiten man den Kindern gewährte. So traut man ihnen bereits im jungen Alter viel Eigenständigkeit zu. "Hier in Deutschland sollst Du die Kinder anleiten und begleiten. In Dänemark läuft das viel selbstständiger." Auf die Frage, welcher der beiden Ansätze der Richtige sei, antworteten beide, dass beides sein Vor- und Nachteile hätte.

Ähnliche Erfahrungen sammelten auch Christina Müller und Lutz Hoppe, die ihren Lernaufenthalt auf einem Abenteuerspielplatz im dänischen Regnubuen verlebten. Wie Christina erzählte, eine "ganz andere Art der Pädagogik. Die Kinder konnten spielen, sich ausprobieren und mussten sich auch um freilaufende Tiere kümmern, die auf dem Gelände des Spielplatzes lebten". In Rintelns Partnerstadt Kendal schnupperten Melanie Buchmann, Carolin Meyer und Achim Leopold in die Arbeit der Verwaltung des South Lakeland District Councils - eine Art Gemeindeverwaltung. Wie Melanie es beschrieb "eine sehr interessante Zeit. Die Region hat einiges zu bieten - sowohl wirtschaftlich als auch landschaftlich".

aus: Schaumburger Zeitung vom 02.10.2017

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